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Die Weiterentwicklung des Flamenco

Mitte des 19.Jahrhunderts begann sich die reiche Bevölkerung Andalusiens für den Flamenco zu interessieren. Der Flamenco wurde aus seiner natürlichen Umgebung, in welcher er solistischer Ausdruck gemeinsamer Gefühle einer Minderheit war, gerissen und diente nun auf der Bühne der „Cafés cantantes“ der Unterhaltung eines wachsenden Publikums. In den Cafés cantantes, welche Gastronomie und Flamencodarstellungen kombinierten, hatten die Künstler Verträge und erhielten erstmals für ihr Können eine feste Gage. Dadurch begann einerseits eine Verweichlichung des rauen, dramatischen Flamenco [vgl. Vollhardt 1996, S.8], denn er wurde dem Geschmack des Publikums angepasst, andererseits konnte er sich so zu einer ausgefeilten Kunstform entwickeln [vgl. Gerhard, S.26]. Der heisere, kehlige Gesang wurde weicher. Nun begannen auch die Nicht-Gitanos Flamenco zu singen, allerdings nur die stärker von der Folklore inspirierten Stile innerhalb des Flamencogesanges. Die Interpreten des ursprünglichen Flamenco waren weiterhin ausschließlich Gitanos. Durch die Möglichkeit auf einer Bühne zu tanzen entwickelte sich auch der Tanz weiter. Er wurde raumgreifender und plastisch um den Ausdruck bis zur letzten Reihe vermitteln zu können.

Anfang des 20. Jahrhunderts betrat der Flamenco die Opernbühne, wo er als verkitschtes Unterhaltungsspektakel den Rest seiner Ursprünglichkeit verlor. Er wurde zum „Synonym für Kommerz, Primitivität und den Geschmack der Gosse“ [Pasz 2002, S.8]. Der spanische Musiker und Komponist Manuel de Falla bemerkte dies und gebrauchte deshalb statt „Flamenco“ nur noch das Wort „Cante jondo“ (inniger Gesang). Er versuchte im Jahr 1922 durch einen Flamencowettbewerb eine Wiederbelebung, was jedoch misslang, da er Spanien kein neues Bild vom Flamenco präsentieren konnte. Diese Situation des Verfalls hielt bis Mitte des 20. Jahrhunderts an. Während dieser Zeit gab es jedoch glücklicherweise auch ernsthafte Flamencointerpreten, welche den ursprünglichen Flamenco für sich bewahren konnten. Als sich Anfang der 50er Jahre erstmals Musikbegeisterte aus dem Ausland für den Flamenco zu interessieren begannen, konnten sie auf dieses Wissen zurückgreifen. So fand eine Wiederentdeckung des ursprünglichen Flamenco durch dessen systematische Erforschung statt. Die Flamencogesänge noch lebender Flamencointerpreten wurden auf Schallplatte aufgenommen und es erschienen die ersten Bücher. Der Flamenco begann sich weiterzuentwickeln was er bis heute auch noch tut. Besonders in letzter Zeit wird viel mit Fusionen mit anderen Musikrichtungen wie Klassik, Jazz, Rock und Pop experimentiert.