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Toque (das Gitarrenspiel)

Die Flamencogitarre entstand um 1850. Sie unterscheidet sich in einigen Punkten von der Konzertgitarre. Manche dieser Merkmale hatten einen wirtschaftlichen Hintergrund, andere sind durch die Flamencospieltechnik bedingt. Man verwendet für den Boden und die Zarge der Flamencogitarre das Holz der spanischen Zypresse anstatt Palisander, aus welchem die Konzertgitarren gefertigt sind. Dadurch wird die Flamencogitarre entsprechend leichter und ist billiger herzustellen. Die Decke ist aus Fichte und wird zwischen Schlagloch und Steg durch einen speziellen Schlagschutz verstärkt. Der Steg liegt tiefer, sodass die Seiten dichter aufliegen. Dadurch bekommt der Ton einen perkussiven Charakter. Die Flamencogitarre spricht schneller an, klingt aber auch nicht so lange nach und ihr Ton wirkt „flacher“ das heißt er klingt nicht so voluminös. Heutzutage gibt es viele Zwischenformen, die den veränderten Bedürfnissen nach einer Konzert-Flamencogitarre entgegen kommen.

Im Folgenden werden die besonderen Spieltechniken der Flamencogitarre beschrieben.

  • Rasgueado: die Hand gleitet „wie ein sich öffnender Fächer über die Saiten“ [Leblon 2001, S.62].
  • Golpes: das Klopfen des Ring oder Zeigefingers auf den Schlagschutz der Gitarrendecke. Dies dient der rhythmischen Unterstützung und der Akzentuierung.
  • Anschlagtechnik: Der Finger schlägt die Saite schräg nach unten an und stützt sich auf die kommende Saite. Da bei dieser Technik die Saite oft gegen die Bünde schlägt wird ein perkussiver Ton erzeugt. Der Daumen liegt normalerweise immer auf der Saite auf. Dadurch kann er störende Basssaiten abdämpfen und den anderen Fingern als Widerhalt dienen. Eine faszinierende Form der Daumentechnik ist das „Alzapúa“, bei welcher der Daumennagel wie ein Plektrum verwendet wird. Bei hoher Geschwindigkeit des Auf- und Abschlagens entsteht ein besonderer Klang.

Seit dem 19. Jahrhundert wurde das Gitarrenspiel in den Cafés cantantes zur Gesangs- und Tanzbegleitung eingesetzt. Davor wurde vor allem mit rhythmischen Perkussionsinstrumenten, wie zum Beispiel der Rahmentrommel, begleitet, da eine Gitarre zu teuer war. Die Gitarrenbegleitung bestand zu Beginn nur aus einer einfachen, auf e-moll aufbauenden Akkordfolge. In den Cafés cantantes gewann die Instrumentalbegleitung stark an Wichtigkeit, denn sie konnte den rauen Gesang glätten und ihn an die nicht an die Kleintonintervalle der orientalischen Musik gewöhnten Ohren des Publikum anpassen. Der spanische Literat und Philosoph Frederico García Lorca meint, das die Gitarre den Cante europäisiert habe. Andererseits hat jedoch auch der Gesang das traditionelle Gitarrenspiel orientalisiert [vgl. Leblon 2001, S.63]. Dies zeigt sich in den für uns sonderbar klingenden unharmonischen Akkorden.

Wenn die Gitarristen ein „Falseta“ (melodische Abfolge ohne Gesang) spielten, griffen sie meist auf die Melodien der Folklore und das klassische Repertoire zurück. Dadurch entstanden einige neue Flamencostile. Diese Melodiefolgen ahmen den Gesang nach, antworten ihm, fordern ihn heraus und gönnen ihm eine Pause. Es liegt wahrscheinlich am mangelnden Interesse der Spanier und dem fehlenden Repertoire, dass sich die Flamencogitarre erst Ende des 19. Jahrhunderts vom Begleit- zum Soloinstrument entwickelte [vgl. Germek 2000].